Schützenverein Wulferstedt

Sachsen-Anhalt


WappenWulf
Logo1

 


 

Version 3.0 - letzte Aktualisierung 21.02.24

Datenschutz

Sponsoren

Vorstand/Kontakt

Impressum

Die schwere Zeit nach 1945

Nach sechs schweren Kriegsjahren zerbrach im Frühjahr 1945 das faschistische Terrorregime endgültig. Bei den letzten Kampfhandlungen wurden die westlich der Elbe gelegenen Gebiete des Landes Sachsen Anhalt im April 1945 von den Einheiten der USA, die ostelbischen Teile von der Sowjetunion besetzt.

Gemäß den Vereinbarungen der Siegermächte über die Schaffung der Besatzungszonen räumten die amerikanischen Besatzungstruppen ab 1. Juni 1945 die westlich der Elbe gelegenen Teile Sachsen-Anhalts. Mit dem Einmarsch der Sowjetsoldaten in den Kreis Oschersleben gehörten wir zur sogenannten "Sowjetischen Besatzungszone (SBZ)".

Nach Beendigung des 2. Weltkrieges fanden sich sofort Wulferstedter, die wieder ein bescheidenes Sport- und Kulturleben im Ort in Gang bringen wollten. Zuerst wurden Sportfeste organisiert, die sich relativ leicht unter der Aufsicht der sowjetischen Besatzungsmacht durchführen ließen.  

Im Herbst 1946 bildete sich der Männer-Gesangs-Verein Wulferstedt neu.

Viel Beifall fanden bei der Bevölkerung auch die Maskenbälle, die meist im Monat Februar durchgeführt wurden.

Mitte der fünfziger Jahre fanden jährlich Sportfeste statt, die aber schon den Charakter von Volksfesten trugen, mit Belustigungen für die Kinder und abends Tanz für die Erwachsenen. Aber ein Schützenverein im alten Sinne durfte nicht mehr gegründet werden.

GST und Dorfklub

Am 7. August 1952 wurde von der Partei- und Staatsführung der DDR die Gesellschaft für Sport und Technik (GST) gegründet. Damit waren nun auch die Voraussetzungen geschaffen, um wieder einen Schützenkönig, oder wie es in der DDR hieß, einen Bestschützen auszuschießen.

Ende der fünfziger Jahre sollten auch auf Anordnung der DDR-Führung in den ländlichen Gemeinden sogenannte Dorfklubs gegründet werden, die sich das Ziel setzte, die kulturelle und gesellschaftliche Arbeit auf dem Lande zu fördern, koordinieren und allseitig zu entwickeln.

Nun waren die Voraussetzungen geschaffen, um unter Leitung der GST und des Dorfklubs wieder ein Volks- und Schützenfest durchzuführen. Langjähriger Leiter des Dorfklubs war Willi Grosse.

Das erste Schützenfest nach 1945

In den Wintermonaten des Jahres 1957 traten nun die Initiatoren des ersten Schützenfestes nach dem 2. Weltkrieg in Aktion. Es wurde beschlossen, im nächsten Jahr wieder ein Volks- und Schützenfest durchzuführen. Die neu ernannten Vorstandsmitglieder waren:

Weiterhin gehörten dem Vorstand an: Richard Goedecke, Schlosser; Fritz Spier, Arbeiter; Sepp Gernoth, Tischler; Günther Schrader, LPG-Vorsitzender; Paul Geroth, Maurer und Arno Brinkman, Schmied.

Aber schon nach der Gründung stellten sich die ersten Schwierigkeiten ein, denn im Frühjahr 1958 brannte das große Festzelt im Winterlager in Schlanstedt ab und nun stand die Frage, wo sollte das Fest gefeiert werden?

Nach längeren Diskussionen wurde der Vorschlag angenommen, dass das erste Volks- und Schützenfest im neu erbauten Rinderoffenstall der LPG "Thomas Münzer" statt finden zu lasen.

Eine weitere Schwierigkeit war das Herrichten eines Schießstandes. Um eine größtmögliche Sicherheit zu gewährleisten, wurde festgelegt, in der ehemaligen Sandkuhle, hinter Triegers Scheune an der Neuwegerslebener Chaussee, einen Schießstand zu errichten. Dieser wurde dann von vielen fleißigen Helfern erbaut und im Juni 1958 von den Sicherheitsorganen und der GST abgenommen. Er wurde bis zum Jahre 1966 genutzt.

Das erste Schützenfest nach 1945 wurde Ende Juni 1958 gefeiert. Die ersten Tage standen unter keinem guten Stern, es regnete nicht nur, es goss in Strömen. Also ging es in Gummistiefeln zum Festplatz, die Tanzschuhe im Gepäck. Aber am Sonntag zum großen Festumzug strahlte die Sonne. Die Einwohner Wulferstedts und ihre Gäste feierten trotz des Regens und der Schützenwirt Emil Köhler hatte mit seinem Personal alle Hände voll zu tun.

Beim Ausschießen war großer Andrang. Gegen 16:00 Uhr stand dann aber fest, Bestschütze war der Arbeiter Max Bergmann mit 44 Ringen. Es herrschte großer Jubel, als er für ein Jahr von Hauptmann Hinze und Leutnant Breitmeyer bestätigt wurde. Fest 1958

Ablauf und Organisation des Schützenfestes

Kranzläuferin 1960 Die finanzielle Abrechnung des Volks- und Schützenfestes erfolgte über den Dorfklub. Hauptkassierer waren: Ilse Berkeling, Gudrun Meyer und bis heute Irmtraut Behrens.
Die Bewirtung der Schützen und der Gäste lag bis 1989 in den bewährten Händen des Konsums Oschersleben. Im Angebot waren Goldbroiler, Bockwurst, Schmorwurst, Schnaps und Bier. Ein Glas Bier kostete 40 Pfennig. Kranzläufeerin 1964
König1964 Für die musikalische Umrahmung sorgte bis zum Jahre 1967 die Kapelle Egon Sieland aus Oschersleben. Danach spielten die Kapellen Werner Dietrich aus Schlanstedt, Willi Kominik und Note aus Oschersleben, sowie die Gloria-Band aus Schwanebeck bei uns zum Schützenfest.
Wer als Musiker zum Schützenfest in Wulferstedt spielte, musste harte Arbeit leisten. Oft bestritt die Kapelle alle Umzüge und Tanzabende. Fahne 1967
Schützenfest 1967 Nach dem Jahre 1970 wurde auch das Schweineschlachten wieder eingeführt. Zwei bis drei Schweine wurden zum Fest geschlachtet und zu Wurst nach Hausmacherart verarbeitet.
 

Am Donnerstag lud dann der Vorstand alle amtierenden Schützenkönige, Helfer wie z.B. Kassierer, Nachtwächter usw. und die Kapelle zum Kommers ein. Die Wurst wurde hier schon mal probiert. Anschließend wurden Ständchen ausgetragen.

Der Freitag beim Schützenfest war immer der Tag der Könige. Einer alten Tradition folgend, gab der Bestschütze/Schützenkönig für die Schützenbrüder und geladenen Gäste im folgenden Jahr ein Königsfrühstück auf seinem Hof. Für Musik sorgte die Blaskapelle, die auch den Umzug begleitete.

Gegen 10:00 Uhr war dann großes Antreten aller Schützen. Zuerst wurde der Altschützenkönig abgeholt und dann der Jungschützenkönig. Sie präsentierten sich mit Kette, Schärpe und Buchsbaumkranz. Der König begrüßte die Schützen. Dann ging der Umzug durch das Dorf und endete am Festplatz. Die Schützen begaben sich zum Schießstand und dort begann das Ausschießen des neuen Königs. Gegen 15:00 Uhr war das Schießen beendet und um 17:00 Uhr erfolgt die Proklamation der neuen Könige.

Anschließend ging es mit Musik nach Haus. Hier waren inzwischen wahre "Heinzelmännchen" (Frauen aus dem Freundeskreis) am Werk. Alles lief wie geschmiert. Manche Frau hatte jahrelange Erfahrung und wusste genau was gebraucht wurde. Konsum und HO waren auf diesen Tag gut vorbereitet und hatten die notwendigen Getränke, Wurst und Gehacktes wie bestellt auf Lager und der Bäcker hatte auch Nachmittags noch genug Brot. Gedeckte Tische warteten auf das teilweise recht zahlreiche Schützenvolk. Essen Trinken und Blasmusik beim König - manchmal bis um 20:00 Uhr wenn der Tanz im Zelt weiterging.

Am Samstag war der Tag der Kinder, an dem unsere Jüngsten ihre Meisterläuferin und den Pusterohrkönig ermittelten. Auch sie gaben im nächsten Jahr ein Königsfrühstück (07:00 Uhr) mit Blasmusik. Zum musikalischen Frühstück im Zelt, nach Abholen der Kinderkönige gegen 10:00 Uhr  konnte dann die Hausschlachtewurst erworben und verzehrt werden. Nach Aussagen beteiligter Personen blieb noch nie etwas übrig.

Der Sonntag Vormittag war zum Ausruhen um beim großen Festumzug durchs Dorf wieder fit zu sein. Um 12:30 Uhr war Antreten der Festteilnehmer bei Felchers (Sängerklause). Hier erfolgte die Kontrolle der "Anzugsordnung" durch den kommandierenden Hauptmann. Straflagen gab es z.B. für offene Knöpfe, vergessene Taschentücher oder Kämme, ungeputzte Schuhe und andere ins Auge fallende Kleinigkeiten. Schließlich bestimmte die Menge an "Vergehen" die Menge Freibier die es später gab.

Nach dieser Inspektion setzte sich der Zug in Bewegung. Zuerst  wurden die Könige abgeholt, dann ging es zum Festplatz. Dort angekommen gab es bei Musik das Königsfreibier und das Freibier der Straflagen. Für die Frauen und Kinder gab es Kaffee und Kuchen. Anschließend versammelte sich Jung und Alt im Festzelt zum Königstanz. Es war der Höhepunkt des Tages. Am Abend war dann noch einmal Tanz, der meist bis in die Morgenstunden ging.

König 1984 Für die ehemaligen Schützenkönige fand bis zur Wende Anfang Dezember immer ein Königstreffen auf dem Gambrinus oder im Wulferstedter Gemeindekrug statt.

 

weiter